Ich werde niemals Vater sein.
Aber wenn ich Vater wäre, würde mein Kind — ebenso wenig wie ich — niemals seinen Geburtstag feiern. Jedenfalls nicht mit mir. Es gibt wichtigere Ereignisse im Leben eines Menschen als die recht passiv über ihm ablaufende Geburt, und doch gerät ihr Datum in Vergessenheit.
Eines Tages würde mein Kind mir gegenüber das erste Mal ein sehr wichtiges Wort erkennbar bewusst gebrauchen. Dieses wäre das Wort „Nein„. Diesen Tag würde ich im Kalender markieren. Und. Ich würde ihn jedes Jahr mit meinem Kind feiern, den Nein-Tag. Dieses Datum stünde dafür, dass mein Kind gelernt hätte, den Willen eines größeren und mächtigeren Wesens nicht unwidersprochen hinzunehmen, sondern klar und unmissverständlich den eigenen Unwillen mitzuteilen.
Ich würde so ein Ereignis zum Grund nehmen, einen Jahrestag zu feiern, den ich für menschenwichtiger hielte als die körperliche Geburt. Ich würde auch dafür sorgen, dass mein Kind wüsste, wie wichtig dieses Ereignis ist. Es handelt sich nämlich um das Erwachen des ersten Bewusstseins um die eigenen Bedürfnisse und des Wunsches, diese auch durchzusetzen — selbst denn, wenn dies kaum als möglich erscheint.
Die meisten Eltern scheinen so etwas nicht als Grund zum Feiern zu nehmen, sondern das erwachende Bewusstsein mit Gewalt zu brechen.
Deshalb haben wir hier auch die Zustände, die wir hier eben haben. Und deshalb haben wir so wenige der Menschen, der klar, vernehmbar und unmissverständlich Nein dazu sagen.
Vielleicht wirst du ja doch noch einmal Vater, was ich dir von Herzen wünsche. Kinder wollen bei Ihren Kindern immer alles besser machen, als ihre Eltern. Der Traum ist so alt, wie die denkende Menschheit – aber eben nur ein Traum.
Der Kreislauf der Dummheit muß eben nur einmal konstant durchbrochen werden. Dann ist es kein Traum sondern Realität.
ich möchte menachem zustimmen…..
du hast leicht reden nachtwächter, ohne kind…..
Ich glaube, der Geburtstag ist genau der Tag, an dem man das erste mal bewusst NEIN sagt. Es wird im Laufe der Jahre nur noch ein unterbewusstes – psychisches – Signal.
Ich glaube, jeder Mensch verspürt in seinem Leben hin und wieder den Wunsch, einfach zurück zu krauchen, zurück in den wohligen warmen und schützenden Mutterleib.
Also wird wohl auch das 1. Nein jenes sein, dass einem entlockt wird, wenn einem bei der Geburt eben dieser schützende Zustand genommen wird. Ein bewussteres und intensiveres NEIN kann es somit doch gar nicht geben!
mit der theorie vom „ersten nein sagen“ bei der geburt kann ich mich nicht anfreunden.
sicherlich sagt man manchmal man wolle zurück in seine mutter, aber es doch auch so dass die geburt eingeleitet wird, wenn der embrio zu gross wird (im normalfall) – wie könnte sich ein lebewesen in einer immer enger werdenden umgebung derart wohl fühlen dass es nicht dort heraus wolle – für mich eine negation des freiheitsdrangs.
zum ersten nein sagen hab ich aber noch ne theorie bzw. aussage.
sowas kommt bei jedem heranwachsenden kind sowieso spätestens in der pupertät. wobei ich so meine ganz eigene theorie der pupertät (und im speziellen da die geistige entwicklung) habe.
ich glaube der menschl. junge organismus merkt zu der zeit, vieleicht auch unterbewusst, dass etwas mit der welt bzw. der gesellschaft nicht stimmt und die märchen von der freiheit die man den kindern immer erzählt einfach gelogen sind. dies hat zur folge dass sich der humanoide organismus bzw. der freie geist aufbäumt bis er gänzlich gebrochen ist und sich in sein „schicksal“ fügt ähnlich einem pferd, dem man auch den freien willen bricht um es zu versklaven.
greetz